Leasing-Branche: Ganzheitliche Ausrichtung des Geschäftsmodells im Sinne der Nachhaltigkeit
Nicht weniger als die „Transformation unserer Welt“ verabschiedeten am 25. September 2015 die 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen auf einem Gipfeltreffen in New York. Unter diesem Titel der Agenda 2030 einigten sich die Mitgliedsstaaten auf einen globalen Rahmen für eine grundlegende Veränderung von Politik und Gesellschaft – mit dem Ziel einer „transformativen Vision von beispielloser Reichweite und Bedeutung“. Die Agenda 2030 mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) und 169 Zielvorgaben richtet sich an die Staaten, Wirtschaftsakteure und die Gesellschaft gleichermaßen. Auch die Leasing-Branche arbeitet intensiv an einer ganzheitlichen Ausrichtung des Geschäftsmodells im Sinne der Nachhaltigkeit.
Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie
Die deutsche Bundesregierung hat die Ziele der Agenda 2030 übernommen und richtet ihre politischen Handlungsfelder seitdem am „Weltzukunftsvertrag“ aus. Mit der „Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie“ definiert die Bundesregierung die sechs Transformationsbereiche, in denen in den nächsten Jahren erhebliche Anstrengungen für eine nachhaltige Ausrichtung zu leisten sind:
- Energie,
- Klimaschutz,
- Kreislaufwirtschaft,
- Wohnen,
- Verkehr,
- Ernährung und
- Landwirtschaft.
Um den Herausforderungen von Klimaerwärmung, Artensterben, Umweltverschmutzung, Ressourcenknappheit u. a. wirksam zu begegnen, sind neben öffentlichen Trägern und der Zivilgesellschaft vor allem die Wirtschaftsakteure aufgerufen, sich aktiv in den Transformationsprozess einzubringen.
Leasing-Wirtschaft finanziert traditionell nachhaltige Wirtschaftsgüter
Die Leasing-Branche finanziert traditionell eine breite Palette an Objekten, die eine nachhaltige Wirkung auf der Umwelt- bzw. der gesellschaftlichen Ebene entfalten. Leasing-Gesellschaften verleasen Photovoltaik-Anlagen und Windparks, bringen Elektromobilität und Fahrräder auf die Straße, unterstützen Produktionsunternehmen bei der Umstellung auf energieeffiziente Verfahren und ermöglichen den Einsatz innovativer Technologien in Handwerksbetrieben, Bau- und Industrieunternehmen, Krankenhäusern sowie Arztpraxen und Pflegediensten. Damit unterstützt die Leasing-Wirtschaft den Umbau der deutschen Wirtschaft insbesondere im Hinblick auf die Transformationsbereiche Energiewende und Klimaschutz (SDGs 7 und 13), Etablierung einer Kreislaufwirtschaft (SDGs 8, 9, 12) sowie nachhaltiger Mobilität (SDGs 9, 11 und 13) in erheblichem Maße.
Aber nicht nur das Angebot nachhaltiger Leasing-Objekte leistet einen wesentlichen Beitrag, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Die künftige Aufgabe der Leasing-Wirtschaft besteht darin, das Geschäftsmodell Leasing ganzheitlich neu auszurichten und sämtliche für das Leasing-Geschäft relevanten Dimensionen in eine Nachhaltigkeitsbetrachtung einfließen zu lassen.
Dabei gilt es, vier Dimensionen zu betrachten:
1. Dimension Leasing-Gesellschaft
Die Erstellung der Klimabilanz bildet eine solide Basis, um anschließend gezielte Maßnahmen zu ergreifen, die Treibhausgasemissionen im eigenen Geschäftsbetrieb zu reduzieren. Die Möglichkeiten reichen vom Bezug von Ökostrom, einer Umstellung des Fuhrparks auf nachhaltige Antriebsarten, einer Überarbeitung der internen Reise- und Beschaffungsrichtlinien bis zur energetischen Modernisierung von Bürogebäuden. Darüber hinaus sind soziale Themen wie Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz, Gerechtigkeit und Chancengleichheit ebenso wie eine Auseinandersetzung mit den eigenen Unternehmenswerten relevant. Die weitaus größere Wirkung wird jedoch mit einer nachhaltigen Ausrichtung des Kerngeschäftes erreicht. Hierfür befassen sich Leasing-Gesellschaften gezielt damit, welche Perspektive und Chancen das eigene Geschäftsmodell im Bereich der Nachhaltigkeit bietet, beschließen notwendige strategische Ziele und Maßnahmen und implementieren hierauf zugeschnittene Steuerungs- und Berichtsinstrumente.
2. Dimension Leasing-Nehmer
Grundsätzlich obliegt es dem Leasing-Nehmer, das für seine Zwecke geeignete Leasing-Objekt auszuwählen und dieses möglichst umweltschonend und im Sinne der Nachhaltigkeitsziele einzusetzen. Gleichwohl können die Leasing-Gesellschaften ihre Kunden sowohl bei der Objektauswahl als auch bei einem klimaneutralen Einsatz beratend zur Seite stehen. Leasing-Unternehmen verfügen aufgrund ihrer besonderen Stellung als Bindeglied zwischen Finanz- und Realwirtschaft und der Eigenschaft, dass sie Eigentümer des Leasing-Gutes sind, über umfangreiche Kenntnisse im Bereich des Leasing-Objektes und der Kundenbranche. Diese Fachkenntnis und Praxisnähe ermöglicht eine fundierte Beratung und langfristige Transformationsbegleitung von Leasing-Kunden auf ihrem Weg zur Klimaneutralität.
3. Dimension Leasing-Objekt
Die Leasing-Branche verfügt über ein breites Angebot innovativer, nachhaltiger Leasing-Produkte, die beispielsweise gezielt auf eine Ressourcenschonung oder Kompensationsmöglichkeiten während des Objekteinsatzes abstellen. Besonderes Potenzial, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, liegt in der Etablierung geschlossener Wirtschaftskreisläufe. Hierdurch lassen sich Abfälle, Materialverluste und Emissionen verringern. Hersteller, die Leasing als unmittelbares Absatzinstrument nutzen, nehmen gebrauchte Objekte nach der vereinbarten Nutzungsphase wieder zurück. Dementsprechend groß ist ihr Interesse, das Objekt so zu entwerfen, dass dieses eine möglichst lange Lebensdauer hat, reparaturfähig ist und wiederverwendet werden kann. Zum anderen verfügt die Leasing-Branche über ein langjähriges Netzwerk aus Partnern zur Wiederaufbereitung und Zweitnutzung von Leasing-Gütern. Um die gesamte Wertschöpfungskette im Sinne einer Kreislaufwirtschaft auszurichten, wäre bei der Auswahl eines Leasing-Objektes neben einer angemessenen Beurteilung der Lieferkette, der Herstellungsbedingungen sowie der Nachhaltigkeitswirkungen noch stärker auf die bewusste Verarbeitung recycelter Materialien zu achten. An dieser Stelle sind vor allem die Hersteller gefragt, die notwendigen Maßnahmen in ihren Beschaffungs- und Produktionsprozessen zu ergreifen und die relevanten Daten offenzulegen.
4. Dimension Refinanzierung
Nicht zuletzt trägt neben der Auswahl eines nachhaltig ausgerichteten Leasing-Objektes auch die Wahl eines nachhaltigen Vertragspartners zur Refinanzierung von Leasing-Geschäften dazu bei, die Wertschöpfungskette im Leasing ganzheitlich im Sinne der Nachhaltigkeitsziele auszurichten.
Zugleich werden sich Leasing-Gesellschaften, z. B. aufgrund ihrer Rolle als Kreditnehmer einer Bank, darauf einstellen müssen, regelmäßig Fragen zur nachhaltigen Ausrichtung des eigenen Geschäftsbetriebs und des zugrunde liegenden Leasing-Geschäftes beantworten zu müssen. Mit zunehmenden regulatorischen Anforderungen, z. B. durch die Veröffentlichung einer Green Asset Ratio, steigt der Druck auf Kreditinstitute, ihr Kreditportfolio verstärkt nach ökologischen und sozialen Kriterien auszurichten. Dieser Druck wird sich auch auf Leasing-Gesellschaften und ihre Kunden auswirken.
Fazit
Die Leasing-Branche versteht sich als Ermöglicher und Begleiter der Transformation der deutschen Wirtschaft. Gerade in Branchen, in denen erhebliche Anpassungsleistungen erforderlich sind und damit hohe Investitionskosten auf Unternehmen zukommen, ist Leasing traditionell ein geeignetes Finanzierungsmittel. In diesem Sinne sollten auch die Förderprogramme von Bund und Ländern sicherstellen, dass leasingfinanzierte Objekte den gleichen Förderstandards unterliegen, die auch für Kreditfinanzierungen gelten. Nicht zuletzt ist die mittelständisch geprägte Leasing-Branche selbst darauf angewiesen, dass sie ihre Ressourcen ganz im Sinne der Transformationsbegleitung der Wirtschaft einsetzen kann und möglichst wenig durch administrative Pflichten und regulative Vorgaben belastet wird. Im Schulterschluss mit ihren Kunden kann die Leasing-Branche somit ihren Beitrag zur Erreichung der globalen und nationalen Nachhaltigkeitsziele leisten.